Mikroplastik, PFAS & Co: Was wir wirklich über plastikassoziierte Chemikalien wissen müssen
Plastikassoziierte Chemikalien wie PFAS, BPA und Phthalate sowie Mikroplastik rücken zunehmend in den Fokus der Umwelt- und Gesundheitsforschung. Die "Ewigkeitschemikalien" (z. B. PFAS) sind in Luft, Wasser, Nahrung und sogar im menschlichen Gewebe nachweisbar. Doch wie groß ist die tatsächliche Gefahr für unsere Gesundheit? Und wie geht man mit einer Datenlage um, die gleichzeitig alarmierend und unvollständig ist?
Dieser Beitrag liefert einen fundierten Überblick über die wissenschaftliche Faktenlage, zeigt Risiken und Unsicherheiten auf und bietet präventive Strategien für den Alltag.
Mikroplastik: Verbreitung, Aufnahme und Verbleib im Körper
Mikroplastik (Partikel <5 mm) entsteht entweder gezielt in der Industrie (z. B. als Peelingkörper) oder sekundär durch den Zerfall größerer Kunststoffteile. Laut einer Analyse der WHO (2019) findet sich Mikroplastik nicht nur in Meeresfrüchten und Trinkwasser, sondern auch in Luft, Boden und Muttermilch.
Aufnahmewege: Oral (Nahrung, Trinkwasser), inhalativ (Hausstaub, Textilabrieb) und eventuell dermal.
Verbleib im Körper: Tier- und Zellstudien legen nahe, dass Mikroplastik die Darmbarriere teilweise passieren kann. Die Partikel wurden in Leber, Milz, Nieren, Lunge und Plazenta nachgewiesen (Leslie et al., 2022, Environment International). Derzeit ist unklar, ob und wie sie dort Schäden verursachen.
Ein innovativer Ansatz zur Reduktion von Mikroplastik aus synthetischer Kleidung ist der Einsatz von Waschbeuteln wie dem GUPPYFRIEND Washing Bag. Dieser wurde entwickelt, um Mikrofasern beim Waschen aufzufangen, bevor sie ins Abwasser gelangen. So lassen sich Tausende Mikroplastikfasern pro Waschgang zurückhalten.
PFAS: "Forever Chemicals" mit biologischer Halbwertszeit von Jahren
PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind synthetische Chemikalien, die für ihre Wasser-, Fett- und Schmutzabweisung geschätzt werden. Sie sind extrem stabil, biologisch kaum abbaubar und reichern sich im Menschen an. Ihre Halbwertszeit im Körper kann 3 bis 8 Jahre betragen (ATSDR, 2021).
Exposition: Trinkwasser (v. a. in belasteten Regionen), Lebensmittelkontaktmaterialien, Outdoor-Kleidung, Kosmetik, Feuerlöschschäume.
Gesundheitsrisiken laut EFSA und ATSDR:
Schilddrüsenerkrankungen
Dyslipidämie (erhöhtes Cholesterin)
Leberfunktionsstörungen
Immunmodulation (z. B. verminderte Impfantwort)
Fruchtbarkeitsstörungen und intrauterine Wachstumsverzögerungen
"Die gegenwärtige PFAS-Exposition übersteigt vielfach die von der EFSA empfohlene tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge von 4,4 ng/kg KG/Woche." (EFSA, 2020)
BPA: Endokrine Disruption auf molekularer Ebene
Bisphenol A (BPA) ist ein Monomer zur Herstellung von Polycarbonat-Kunststoffen und Epoxidharzen. Es wirkt als endokriner Disruptor, also als chemische Substanz mit hormonähnlicher Wirkung.
Exposition: Konservendosen, Kassenbons, Trinkflaschen, Zahnversiegelungen
Gesundheitliche Effekte (laut WHO & NTP 2018):
Beeinträchtigung der ovariellen Funktion und Spermatogenese
Erhöhtes Risiko für Brustdrüsenveränderungen
Einfluss auf Übergewicht, Insulinsensitivität und Typ-2-Diabetes
Auswirkungen auf das neurokognitive Verhalten bei Kindern
BPA steht in vielen Ländern auf der Liste besonders besorgniserregender Stoffe und ist in Babyflaschen bereits seit 2011 EU-weit verboten.
Phthalate: Ubiquitäre Weichmacher mit hormoneller Wirkung
Phthalate werden zur Erweichung von PVC verwendet und finden sich in Bodenbelägen, Duschvorhängen, Verpackungen und Kosmetik.
Kritikpunkt: Phthalate sind nicht kovalent gebunden und können leicht aus Produkten migrieren.
Risiken laut National Toxicology Program:
Senkung des Testosteronspiegels
Reduzierte Spermienqualität
Erhöhtes Risiko für Asthma und Allergien
Störungen der fetalen Entwicklung
Vorsorge statt Panik: Ein pragmatischer Umgang
Angesichts der wissenschaftlich belegten Risiken bei gleichzeitig schwer quantifizierbaren Langzeiteffekten empfiehlt sich ein vorsorglicher, aber pragmatischer Umgang:
Vermeide heiße Lebensmittel in Kunststoffverpackungen
Verwende Glas-, Edelstahl- oder Keramikbehälter
Achte auf BPA-freie, PFAS-freie Produkte (mit Siegel oder Zertifikaten)
Nutze Filter für Trinkwasser in belasteten Regionen (z. B. Aktivkohle, Umkehrosmose) – etwa von Maunawai, deren Systeme Schadstoffe wie PFAS, Pestizide, Hormone und Schwermetalle effizient herausfiltern und gleichzeitig wichtige Mineralstoffe erhalten
Verwende Apps wie ToxFox zur Erkennung hormonell wirksamer Schadstoffe
Fazit
Die Forschung zu Mikroplastik und plastikassoziierten Chemikalien steckt vielerorts noch in den Anfängen. Dennoch sind die Hinweise auf potenzielle endokrine, metabolische und immunologische Effekte so konsistent, dass ein bewusster Umgang geboten ist. Die Belastung ist allgegenwärtig, doch mit informierten Entscheidungen im Alltag lassen sich viele Risikofaktoren reduzieren.
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WHO (2019). Microplastics in Drinking Water. https://www.who.int/publications/i/item/9789241516198
EFSA (2020). Risk to human health related to the presence of PFAS in food. doi:10.2903/j.efsa.2020.6223
ATSDR (2021). Toxicological Profile for Perfluoroalkyls.
National Toxicology Program (2018). NTP Monograph on the Systematic Review of Bisphenol A (BPA).
Leslie et al. (2022). Discovery and quantification of plastic particle pollution in human blood. Environment International, 163, 107199.